„Es war für mich der absolute Horror, wenn Schnee lag“

 

„Ich stelle es mir heutzutage viel schlimmer vor, wenn das Mobbing nach der Schule im Internet weiter geht und es keine Ruhephasen oder „sichereren Zonen“ mehr gibt.“

 

 

 

 

 

Das Projekt „Sick of Mobbing“ ist gestartet.

 

Name: Jacqueline

Alter: 33

Wohnort: Dresden

 

 

Wo beginnt Mobbing für Dich?

Wenn man regelmäßig psychisch oder physisch durch bestimmte Personen angegriffen – im schlimmsten Falle dadurch isoliert wird.

 

Bist Du selbst einmal gemobbt worden? Wie sah dieses Mobbing zu Deiner Schulzeit aus?

Leider ja. In der Grundschule war es eher harmlos und es war immer mal jemand anderes dran.

Ab der 7. Klasse ging es aber über mehrere Jahre. Wir waren fünf, später sieben Mädchen in der Klasse – da musste eine die Außenseiterin sein und ich habe dieses Los gezogen. Ich war komplett isoliert und immer irgendwelchen blöden Sprüchen ausgesetzt. Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen, aber sie wussten genau, wie sie mich treffen konnten. Auf Schulfahrten wurde ich dann beispielsweise auch schon mal mit Kaugummi-Kügelchen beworfen.

Ich kann mich auch noch erinnern, dass es für mich der absolute Horror war, wenn Schnee lag und das, obwohl ich der absolute Schneefan bin. Ich stand dann den ganzen Heimweg (stolze 300 Meter) unter Beschuss.

Schulweg, Schule und Schulausflüge waren für mich drei Jahre lang kein Spaß.

Ich hätte gern die Schule gewechselt, aber in einer Kleinstadt war das nicht möglich.

Obwohl die ganze Klasse mitgemacht hat, war Drahtzieher des Ganzen eigentlich nur eine Person. Als diese Mitte der 10. Klasse die Schule verlassen hat, war schlagartig Schluss mit dem Mobbing und ich war wieder ganz normal integriert.

 

Wie hast Du Dich gefühlt?

Allein, machtlos, ängstlich, traurig, minderwertig…

 

Gab es ein Ereignis, das Dich oder andere besonders geprägt hat? Was für Auswirkungen hat das auf Dein späteres/jetziges Leben gehabt?

Ich glaube, ich bin heute noch besonders kritisch, was mein Gewicht angeht, da dies der Hauptangriffspunkt während meiner Schulzeit war. Ich war überhaupt nicht dick, aber die Mitschüler wussten, dass die da einen Knopf gefunden hatten.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir aber eine Szene, bei der ein anderer Schüler (selbst Mobbingopfer) in einer Traube von Mitschülern stand und verspottet und angegriffen wurde. Ich habe dies einem Lehrer gemeldet, der daraufhin einfach nur nachgesehen hat, um welchen Schüler es sich handelt und sich dann einfach umgedreht hat und gegangen ist.

Außerdem erinnere ich mich leider, dass ich diesen Schüler zeitweise mitgeärgert habe, um selbst aus dem Schussfeld zu gelangen. Zeitweise gelang es sogar.

Auch wenn die Schulzeit fast nur negativ in meiner Erinnerung ist, hat es mich – glaube ich – eher stärker für das jetzige Leben gemacht, in dem einem nichts mehr geschenkt wird.

Eigentlich sind nur der kritische Blick in den Spiegel und ein starker Beschützer-Instinkt zurückgeblieben.

 

Wie und wann ist es Dir gelungen, Deine seelischen Verletzungen zu überwinden?

Ich denke, ich war stark genug, um nicht allzu tiefe seelische Verletzungen davonzutragen. Allerdings war das Mobbing auch wirklich nur auf die Schule begrenzt und zu Hause hatte ich meine Ruhe, auch wenn ich zeitweise wirklich keine Freunde hatte.

Ich stelle es mir heutzutage viel schlimmer vor, wenn das Mobbing nach der Schule im Internet weiter geht und es keine Ruhephasen oder „sichereren Zonen“ mehr gibt.

 

Was könnten Eltern und Erzieher/Lehrer tun, um zu verhindern, dass Kinder andere Kinder mobben?

Einfach nicht wegsehen. Mehr können sie nicht tun und das ist leider oft schon zu viel verlangt.

Eltern sollten ihre Kinder zu selbstbewussten Menschen erziehen, damit Mobber so wenig wie möglich eine Angriffsfläche finden.

 

Gibt es etwas, dass Du Kindern raten möchtest, die zum Mobbing-Opfer geworden sind?

Versuche den Mobbern keine Angriffsfläche zu bieten!

Versuche Ihnen keine Schwäche zu zeigen und stark zu bleiben, auch wenn es schwer fällt. Wenn sie einen Knopf finden, werden sie ihn drücken.

Sei schlagfertig, wann immer Du kannst, aber bleibe selbst oberhalb der Gürtellinie. Begib Dich nicht auf ihr Niveau!

Suche das Gespräch mit jemandem, dem Du Dich anvertrauen kannst und der Dir Selbstbewusstsein gibt. Eltern, Lehrer, Freunde… Du bist nicht alleine.

Sei Dir bewusst, dass nicht Du der Grund für das Mobbing bist. Viele sind Mitläufer und versuchen von sich selbst abzulenken.

 

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